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Zehntausend Deutsche haben Lehman-Zertifikate investiert und möglicherweise alles verloren

„Ich bin hinters Licht geführt worden“
Zehntausend Deutsche haben Lehman-Zertifikate investiert und möglicherweise alles verloren.

Köln „Ich von der Sparkasse hinters Licht geführt worden“, klagt ein anonymer Nutzer auf der Internet-Seite lehman-zertifikateschaden.biz. „Mir wurden Lehman-Zertifikate von der Citibank als sichere Altersvorsorge ohne Risiko verkauft“ beschwert sich ein anderer. „Bankiers sind alle Banditen“, lautet das verbitterte Fazit eines Dritten. Auf der Homepage haben sich Anleger organisiert, die in Zertifikate der US-Investmentbank Lehman Brothers investiert und durch deren Insolvenz teilweise viel Geld verloren haben. Viele von ihnen klagen jetzt wegen Falschberatung gegen die Banken und Sparkassen, die ihnen die Zertifikate verkauft haben. Sie beschuldigen sie, ihnen die Risiken der Papiere verschwiegen zu haben.
Etwa 170 verschiedene Lehman-Produkte „im Gegenwert eines zweistelligen Millionen-Euro-Betrages“ wurden in Deutschland von vielen Banken und Sparkassen vertrieben, schätzt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Besonders aggressiv boten laut Berichten von Geschädigten die Berater der Citibank, der Dresdner Bank und der Frankfurter Sparkasse die Lehman-Zertifikate als krisensichere Anlage an.

Seit die Insolvenz bekannt ist, werden die Zertifikate nicht mehr gehandelt und sich im schlimmsten Fall wertlos. Durch den Einlagensicherungsfonds sind sie nicht geschützt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Anleger ihr Geld nicht zurückbekommen, ist sehr hoch?, sagt DSW-Sprecher Marco Cabras. Wie viele deutsche Anleger betroffen sind, ist nicht klar. Die DSW geht von mindestens 10.000 Geschädigten aus, die zum Teil mehrere zehntausend Euro verloren haben. Allein die Frankfurter Sparkasse hat eingeräumt, dass mindestens 5000 ihrer Kunden von der Lehman-Pleite betroffen sind.

Matthias Schröder von der Frankfurter Rechtsanwaltskanzlei Leonhardt, Spänle & Schröder vertritt bisher rund 100 Geschädigte, die Lehman-Zertifikate bei der Dresdner Bank, der Citibank oder der Frankfurter Sparkasse gekauft haben. Die Kläger wollen als Schadensersatz den Kaufpreis ihrer Zertifikate erstattet haben. „Die Erfolgsaussichten sind sehr gut“, sagt Schröder. Er hält es auch für möglich, dass einige Banken ihren Kunden außergerichtliche Entschädigungen anbieten werden, um den Image-Schaden in Grenzen zu halten.

Kölner Stadtanzeiger, 08.10.2008 Zehntausend Deutsche haben Lehman-Zertifikate investiert und möglicherweise alles verloren
Artikel von Julia Groth:
Kölner Stadtanzeiger

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